München-Venedig per Rad (2)
Inhalt
Von Unterhaching nach Innsbruck
Die erste Nacht verbringen wir im Schrenkhof in Unterhaching. Das Auto wird während unserer Tour auf dem Hotelparkplatz bleiben. Das ist deutlich günstiger (nämlich kostenlos) als 2 Wochen in München zu parken.
Die Fahrt von Köln nach München war lang genug, reicht. Und noch etwas: Eine Nacht vor Aufbruch wird Sandra krank. Schüttelfrost und Gliederschmerzen. Da passt es gerade gut, noch einen Tag für die Anfahrt als Puffer zu haben. Abends stärken wir uns im Wirtshaus „Kammerloher“ (hierzu später noch mehr) mit einer bayrischen Variante von Currywurst weiß-rot (Weißwurst und Rotbratwurst in großer Größe mit ultraleckerer Soße) und gehen sehr früh schlafen. Eigentlich schade ums Hotel, es ist zu schön um einfach nur die Augen zuzumachen.
1. Etappe: Erlebnis Wasser
Wir messen -2°C. Joah, ziehen wir mal die Thermo-Unterwäsche an. Ist doch ein bisschen frisch heute. Aber die Sonne scheint. Sie lockt uns nett auf die Räder, eine typische Tücke (das Nette) am Anfang einer Reise, wenn man eigentlich noch zurück kann.
Gut gelaunt radeln wir also Richtung Tegernsee. Andauernd steigen wir ab, um Schnee zu fotografieren (sonst glaubt uns das keiner, bevor er endgültig schmilzt) und machen beim Anblick eines tapferen Schneemanns noch unsere Scherze à la „the last Schneemann before Venedig“.
Nach 47,8 km übernachten wir unsere erste Nacht im Gasthof Wiedenau in Gmund am Tegernsee. Wir suchen eigentlich ein Fremdenzimmer, aber es hat alles zu. Montag ist Ruhetag.
Tag 2: ooooaaah, es hat geschneit!
Sandra ist zwar immer noch irgendwie angeschlagen und schlapp, aber juhu, alles so weiß, wie schöön! Und sie war noch nie in Venedig, sie freut sich vor. Und wieder fotografieren wir Schnee, weil wir glauben, es sei der letzte auf unserer Tour.
Wie süß, schnurstracks radeln wir dem skialpinen Winter entgegen.
Zugeschneit kehren wir ein und werden von den Einheimischen bestaunt und belächelt gelobt. Fachmännisch wiegeln wir ab „…alles eine Frage der Kleidung“, „… gut ausgerüstet“, blabla. Wir sind überzeugend, denn wir glauben selbst dran. Gerne nehmen wir die Bauchpinseleien als Vorschusslobeeren entgegen, fühlen uns aber bereits wie gestandene Weltumradler.
Bis wir 5 km weiter unsere erste Tiefschnee-Etappe bekommen. zack, fliegt mein Rad das erste Mal in die Ecke. Patrick dreht sich um, weil er denkt, ich sei gestürzt. In Wirklichkeit gehe ich gerade steil, weil meine Reifen nur wegrutschen, Patricks Reifen dagegen schön greifen. So, zurück zum Anfang: warum zum Henker hat mir niemand gesagt, es gäbe auch so was wie „Winterreifen“ für Fahrräder? Patrick hat es zwar gewusst, hat auch kurz darüber nachgedacht, es mir zu sagen, aber halt zu kurz – er dachte, sie würden nicht nötig werden.
Also schieben. Die Neopren-Überziehschuhe sind toll, nur nicht zum Laufen.
Inzwischen schneit es dicke Flocken. Wir ziehen die Regenklamotten über. Der Blick auf den verschneiten Tegernsee jedoch ist alles wert. Unterwegs treffen wir immer wieder Spaziergänger, die unseretwegen stehen bleiben. Manche sprechen uns an, manche runzeln die Stirn, wenn sie von unserem Vorhaben erfahren (hallo, könnt ihr bitte mal aufhören, so negativ zu sein?), manche aber sind ganz beeindruckt. Das wiederum beeindruckt uns.
Nur oder immerhin 47 km kommen wir weit. Bei Achenkirch verlässt Sandra jede Kondition und Einstellung zur Unternehmung. Wir finden bei der Familie Raitmeier ein nettes Appartment (das uns auch aufmacht, weil Dienstag = Ruhetag) und ein gemütliches Gasthaus „bei Marie“ um die Ecke. Allerbeste Kraftsuppe und freundliche Worte für Sandra, Schnitzel mit Preiselbeeren und freundliche Worte für Patrick.
2. Etappe: Schatzkiste Tirols
Tag 3 beginnt mit Sonne und Wind.
Die gute Nachricht: die Sonne scheint von vorne, der Wind kommt von hinten. Er pustet uns satte 72,4 km Richtung Innsbruck. Erst geht es am Achensee vorbei (der Tegernsee war schon schön, aber der Achensee ist magisch) über Hügel und Berge, später – zu unserem ungläubigen Staunen – entlang einer langen geraden Uferstraße am Inn vorbei. Wooow, und das mit Rückenwind.
Unterwegs schnappen wir ein Gespräch zwischen zwei Buben (ca. 8 Jahre) auf:
„Du guck mal, zwoa Radler… Wo fahrt´s lang?“
„Nach Venedig!“
„Wo ist Venedig?“
„In Italien.“
„Wos? In Italien? Ja habt´s koa Auto?“
Doch haben wir, in München steht es und das macht uns gerade sehr stolz. Die Strecke ist wunderbar abwechslungsreich, besonders auf der Geraden lassen wir die Drehzahlen mal etwas nach oben wandern, hilft, Strecke zu machen. Trotzdem sind 72 km irgendwann auch ein guter Grund, die Räder bei Innsbruck auslaufen zu lassen und sich eine hübsche Bleibe zu suchen.
Das…, ja das erweist sich später noch als eine seeehr gute Idee!
Wie es weitergeht, erfahrt Ihr hier.
Teil 3: Ochsentour von Innsbruck nach Steinach
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