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Reisebereit

Norwegen ist bekanntlich von Elfen und Trollen unterwandert, es ist ein Land, wo die Sonne mal zu viel und mal zu wenig scheint, wo Regen und Eigensinn in Beziehung zueinander stehen und wo neben den Frauen die Natur klar das Sagen hat. Hier findet man allerälteste Tradition neben allerneuestem Fortschritt. Sprich: es ist so eigen und in sich geschlossen überwältigend anders, dass wir Herzklopfen bei der Reiseplanung bekommen.

Vorweg rechts noch ein pfiffiger Insider-Buchtipp für die, die die norwegische Menschenseele vorab besser verstehen wollen. Wir wissen jetzt schon, dass unsere 3 Wochen zu kurz sein werden, um ganz ins buchstäblich Landesinnere einzudringen.

So, und jetzt zu uns. Unsere Knutschkugel soll endlich ihrer Bestimmung zugeführt werden: eine Reise in das Land, für das wir uns den Wohnwagen (ehem… das Wort ist so… ordinär… wo es doch um Vinni Bomba geht) überhaupt erst gekauft haben.

Damals wollten wir uns eigentlich ein kleines Wohnmobil vom Typ Kastenwagen mieten, um damit 3 Wochen unabhängig durch Norwegen zu vagabundieren. Bei 3.000 € Miete inkl. Kaution und Stress, beim ersten Kratzerchen am Lack die Kaution zu verlieren, haben wir uns entschieden, für dasselbe Geld einfach einen alten Wohnwagen zu kaufen und ihn uns selbst fertig zu machen. Das hat dann eine Weile gedauert, auch ist er inzwischen schon gut rumgekommen, doch jetzt ist es Zeit für seine eigentliche Reise.

Wie das klappt, mit einem Anhänger durch Norwegen zu fahren, erzählen wir euch später noch.

Der Grund, weshalb wir überhaupt nach Norwegen wollen, liegt in einem Besuch von vor zig Jahren, wo mich Norwegen schlichtweg umgepustet hat. Der Hardangervidda im Juli, 28°C durchgehend, Weite, Freiheit, Einsamkeit und Trollhügel. Genau die richtige Kombination, um den Kopf und die Gedanken wieder weit zu machen.

Sonnenreichster Reisemonat ist laut Wetter-App der Juni. Wir suchen uns den Juni gezielt aus, da es unser diesjähriger Sommerurlaub sein soll. Sonne ist immer gut im Sommerurlaub. Sonne ist überhaupt gut, wenn man zu wenig davon bekommt. Besonders dieses Jahr. Regt die Vitamin D Produktion an, die wiederum wichtig für die emotionale Balance ist, was wiederum wichtig für Sandra ist und das wiederum wichtig für Patrick. Naja, das alte Spiel halt ;).

Roadtrip

Norwegen ist zu groß, um es in 3 Wochen abzufrühstücken, wenn die Uhr ab Haustür Köln läuft. Unsere geplante Route begrenzt sich daher auf den Süden bis max. zur Horizontallinie Olden. Die Lofoten, die Nordlichter, so verführerisch sie sind, müssen bis zum nächsten Besuch warten. Aufgrund der enormen Distanzen wäre es möglicherweise sinnvoll, den Flieger zu nehmen um ohne Zeitverlust den Norden zu erforschen.

In Etappen

D: Köln -> Flensburg -> DK: Hirtshals (Fähre) -> NO: Larvik -> Hardangervidda -> Eidfjord -> Bergen -> Vindedalen -> Jostedalsbreen -> Olden -> Nordberg -> Halden -> S: Marstrand -> DK -> D: Flensburg -> Köln

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Larvik

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Voringsvossen

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Eidfjord

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Bergen

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Vindedalen

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Jostedalsbreen

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Olden

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Nordberg

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Halden

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Marstrand/Schweden

4.000 km Rundfahrt durch eine Art Sommerurlaub

Vinni Bomba ist geputzt, gepackt und TÜV-geprüft. 4.000 km warten auf uns. Echt, wie jeck: wir FREUEN uns auf die Reise! Verstaut sind Wandersachen, Fotoequipment und jede Menge T-Shirts.

Es ist mit 30°C endlich Sommer geworden in Köln. Es fällt Sandra auf einmal etwas schwer, abzureisen, sie hält an der Sonne fest, die für sie diesmal ungewohnt wichtig ist. Um 6h morgens verlassen wir Köln, machen nach 600km einen ersten Zwischenstop in Flensburg, fahren dann weiter nach Hirtshals / Dänemark, und nehmen dort die Nachtfähre, nein, stop, kurz zurück, wir kaufen erst zwei warme Hosen und feste Schuhe und betreten DANN das Speedboat nach Larvik in Norwegen. War doch recht frisch in Dänemark.

Um 4h morgens nehmen wir zum ersten Mal das Jedermannsrecht in Norwegen in Anspruch und stellen uns auf den nächstbesten Parkplatz um zu schlafen. Herrlich. Siehst du, Vinni, das ist Norwegen.

Nach dem Aufwachen um 8h machen wir die erste wichtige Entdeckung: es gibt öffentliche Toiletten, die richtig sauber und gepflegt sind. Wow… das beeindruckt uns.

Auf dem Parkplatz treffen wir Ernest, einen 71-Jährigen Mann aus den Vereinigten Staaten auf den Spuren seiner norwegischen Vorfahren (und seines 10-jährigen Sohnes, den seine russische Ex-Freundin mit zurück nach Hause genommen hat). Er wohnt in einem dunkelblauen Kleinwagen, wir bieten ihm ein Frühstück an und erfahren damit eine Menge von einem Menschen, der das Leben lieber unkonventionell bis rosarot nimmt. Wir empfinden die Begegnung als bereichernd. Ja, darum reisen wir, der Begegnungen wegen. Natürlich unter anderem.

Anschließend brechen wir auf Richtung Hardangervidda. Über uns der Himmel – spannungsreich geladen mit sonnigen Abschnitten. Für Stimmung und Fotos erst mal optimal. Sandra ist guter Dinge, dass auch die Temperaturen noch nachziehen.

(Tagebuch) Stationen…

  • Voringsvossen

Eidfjord / Voringsvossen

Da stehen wir vor diesem berühmten Wasserfall und es verschlägt uns die Sprache. Das erste Mal von vielen weiteren Malen. Patrick hat uns für die Nacht den Camping Saebo rausgesucht. Er liegt idyllisch an See und Fluss mit Blick auf Berge und Wasserfälle. Weil der Himmel bedeckt ist, wirken die Bergwände etwas einschüchternd. Nachts windet es ganz ordentlich. Ebenfalls zum ersten Mal erleben wir die hellen Nächte, die uns verschweigen, dass wir eigentlich müde sein müssten.

Hardangervidda

Wir fahren über das schneebedeckte Hochplateau des Hardangerviddas. Sandra hätte ihn fast nicht wieder erkannt, sie kannte den Nationalpark nur in warm und grün. Den ganzen Tag scheint die Sonne, nur nicht, wenn wir das Auto verlassen.

Hansestadt Bergen

Es ist eine saubere, schöne, große Studentenstadt, es ist die zweitgrößte Stadt Norwegens, außerdem die Seehandelstüchtigste, und: die verregnetste… Letzteres erleben auch wir bei unserem Besuch. Wir fliehen in eine Art Bar im beeindruckenden historischen Stadtkern und bezahlen zur Strafe 10 € für ein Bier. Es gibt außerdem einen „großen“ Fischmarkt, den wir allerdings gar nicht so groß finden.

Vindedalen am Sognefjord

DAS ist unsere Gegend! Wir bleiben. Per Zufall finden wir Vindedal Camping, der zwar eigentlich nicht für die Anreise mit dem Wohnwagen/Wohnmobil geeignet (und erlaubt) ist, aber Vinni Bomba ist cool und außerdem klein: wir dürfen uns dort ausnahmsweise abstellen.

Atle Vindedal ist der Inhaber. Er hat die „Hytter“ zusammen mit seinem Vater in den 70ern  selbst gebaut und vermietet sie zum günstigen Preis. Selbst die Möbel aus den 70ern sind noch vorhanden. Die Apfelbäume im Garten sind ein bisschen älter, so ca. 180-200 Jahre älter. Hier verbringen wir mehrere Tage und erkunden Atles Empfehlungen folgend die Umgebung, zu der auch das hübsche Örtchen Laerdal gehört. Wir unternehmen spektakuläre Wanderungen an tosenden Wassermassen vorbei über Bergweiten und Nebelbänke. Es sind mit die schönsten Tage in Norwegen. Und ab 22h trifft man hier vielleicht Hirsche an, vielleicht.

Jostedal & Jostedalsbreen

Ah, unser erster Gletscher in Norwegen. Nicht, dass wir vorhaben, ihn zu besteigen, aber wir wandern unterhalb auf ihn zu, den Blick fest auf die türkisblauen Eismassen gerichtet.

Abends campieren wir auf Jostedal Camping und treffen Sarah & Thomas, ein Paar auf ihrer letzten Reise zu zweit: Sarah ist im 5. Monat schwanger. Wir schaffen es, um 16h im Regen ein Lagerfeuer zu entfachen (es ist übrigens die einzige Stelle hier, wo es auch erlaubt ist) und improvisieren ein gemeinsames Essen.

Wir haben alles an trockenem (und hoffentlich herrenlosem) Holz genommen, das wir finden konnten. Es reicht bis 5h morgens. Jepp, das war ein schöner ungezwungener Nachmittag/Abend/Nacht/Morgen mit viel Lachen und guten Gesprächen.

Hätte es nicht die ganze Zeit geregnet, hätten wir noch sehr viel mehr aus der traumhaften Lage von Jostedal Camping machen können, Riverrafting zum Beispiel…

Jedenfalls haben wir heute einige Führungen durch unseren Wohnwagen gegeben. Die Holländer lieben ihn irgendwie.

Olden

Vorbei geht´s an türkisblauem mediterranem Wasser. Es regnet unaufhörlich, nur manchmal reißt kurz der Himmel auf. Wann immer das passiert, zerren wir die Kamera aus der Tasche, springen aus dem Auto, setzen uns an die Luft und freuen uns über jede Minute, in der wir die seelentiefe Schönheit Norwegens zu sehen bekommen dürfen.

Den Wohnwagen stellen wir im Olden Camping ab, genau an den türkisfarbenen See heran, wo es am schönsten ist. Nur Sandra sieht ihn schwarz. Ihre Moral ist richtig tief in den Keller gerutscht. Sie braucht jetzt ganz dringend Licht und Wärme. Aber woher nehmen?

Naja, erst mal wärmen wir uns an der Gegenwart von Axel & Gesa, einem Paar aus Hamburg. Die Armen sind „nur“ mit einem Dachzelt unterwegs. Gesa ergeht es wie Sandra und weil sie nun zu zweit sind, geht es ihnen besser damit. Wir missbrauchen deren Jägermeister bis zum frühen Morgen – mal wieder unterschätzen wir die Uhrzeit, wo es doch einfach nicht dunkel wird. Aber herzerwärmend lustig ist es.

Briksdalsbreen

Zack… kaum haben sich Gesa und Sandra getröstet scheint am nächsten Morgen doch gleich die Sonne? Wir wandern zum Gletscher Briksdalsbreen, biegen auf den Spezialwanderweg „Kattanakken“ ab und erleben Natur zum Weinen-vor-Glück. Sandra erhält den Adelstitel „Bergziege“, Patrick bringt sich mit einem missglückten Poesieansatz ins Tagebuch.

„Ich könnte immer weiter meandern!“

Heute ist ein schöner Tag. Danke!

Weiterfahrt zum Donfoss Camping / Nordberg

ES PISST! Dass wir jetzt schon in Richtung Nordberg unterwegs sind, hat einen Grund. Es liegt auf dem Weg nach Schweden. Sandras Stimmung kommt bei all dem Regen und der diesigen Grauplatte über dem Kopf nicht mehr auf die Beine, so dass wir beschließen, zum ersten Mal überhaupt nach 10 von 20 Tagen eine Reise abzubrechen und vorzeitig der Sonne nachzufahren, die in diesem Fall hoffentlich in Südschweden anzutreffen sein wird.

Patrick ist euphorisch wegen des Donfoss Campingplatzes und seiner theoretischen Möglichkeiten (die wir alle NICHT nutzen können, weil halt kalt & Regen. Schön jedoch ist die 3D-Bane, ein Wanderweg durch die nachgebaute Tierwelt Norwegens. Und die Aussicht, dass es bald wärmer werden soll.

Halden

In der Nähe der norwegischen Grenze zu Schweden halten wir ein letztes Mal in Halden. Dort erleben wir von einer Anhöhe aus gratis ein Open Air Konzert der „Zauberflöte„. Mit Roséwein im Sonnenuntergang auf einem Felsen gegenüber der Festung sitzen und der Musik lauschen: schööön. Das Wetter: warm  und eher sonnig. Jaaaaaaah…

Schweden: Marstrand / Schärengärten

Huch, der Volvo macht komische Geräusche. Vorsichtshalber machen wir Pannenstop bei Goteborg und weil Sonntag ist und der Service erst wieder am Montag arbeitet, erfahren wir vom extrem freundlichen Pannenhelfer auf diese Weise dessen Lieblings-Campingplatz Marstrand in Westschweden.

So: jetzt läuft´s. Die Sonne scheint warm und noch wärmer, wir setzen uns ins nächste Café – nach draußen! – und saugen bei allerbester Aussicht alle Sonnenstrahlen auf. Bis zum stolzen Sonnenbrand. Diesen und den nächsten Tag verbringen wir in den vergleichsweise sanften Schärengärten Schwedens, „meandern“ durch die liebliche Natur, geben ein Heidengeld für Essen und Trinken aus und sind rundherum zufrieden.

Falsterbo / Öresundbrücke / Langballigau

Es geht bis in die Spitze Südschwedens hinein. Die Zeit läuft ab. Versehentlich geraten wir mitten in ein Naturschutzgebiet und erleben nahen freundschaftlichen Kontakt mit Seerobben, die uns bis zur Naturschutzgrenze folgen. Großartig! Abends bemühen wir in Vinni Bomba noch mal richtig die Pfannen und zaubern uns ein Mehrgänge-Festmahl aus Tigerprawns, schwedischem Rinderfilet, Avocado-Salat, Erdbeerkuchen auf Panacotta und Lindt-Schokolade mit Blaubeeren. Damit wären wir denn jetzt auch restlos pleite.

Die Rückreise erfolgt diesmal über die weltweit längste Schrägseilbrücke, die Öresundbrücke, welche Schweden mit Dänemark verbindet. Wir wollten Fährgeld sparen, dachten wir. Taten wir aber nicht. Die Brücke ist 2x unverschämt teuer. Zurück also wieder über Flensburg, wo wir in Langballigau noch mal auf denselben Campingplatz wie zur Hinfahrt einfallen.

So, und jetzt nehmt euch bitte was zum Notieren und tut es bei nächster Gelegenheit:

=> Matjes beim Odinfischer essen gehen!

In diesem Sinne: Tschüss bis zum nächsten T(r)ipp!

Info-Splitter

Das Wetter

Wie eingangs gesagt, ist Juni der sonnenreichste Monat in Norwegen. Das ist statistisch betrachtet richtig, aber keine Garantie. Wir hatten diesen Juni etwas Pech. Zwar gibt es diese megageilen Sonnenabschnitte mit Blick auf die grandiose Weitweitwelt Norwegens. *Schnappatmung: es . ist. so. irre . schön!

Aber noch öfter gibt es den verhangenen Himmel, der sich wie eine graue Glocke über die Fjorde spannt. Sandra empfindet es mitunter wie einen Deckel, der sich ihr trotz der Weite auch wie ein Deckel aufs Gemüt legt.  Die Temperatur spielt dabei keine Rolle, natürlich, wärmer wäre schöner, aber das fehlende Licht macht ihr zu schaffen.

Man könnte als Ausgleich jetzt die zu der Jahreszeit kaum untergehende Sonne anführen. Das ist auch wirklich ein Erlebnis, denn der Körper ist so darauf programmiert, erst mit Einbruch der Nacht in den Schlafmodus zu wechseln, dass dieser Impuls schlichtweg ausbleibt. Wir sitzen oft mit frisch gemachten Bekannten am Tisch und erzählen und grillen und lachen, bis uns auffällt, dass es bereits Zeit fürs Frühstück ist.

Schlafmangel und Lichtmangel also lassen uns nach 2 Wochen die Entscheidung treffen, die Norwegenreise vorzeitig abzubrechen und stattdessen der Sonne hinterher in Richtung Schweden zu fahren.

Norwegen mit Anhänger?

Norwegen mit WohnwagenWir sollten wohl erst fragen: welcher Schlag Mensch fährt überhaupt nach Norwegen? Natürlich: jeder Schlag Mensch. Abgesehen davon, dass die meisten Nummernschilder aus Deutschland und Holland kommen… Aber wir beobachten viele Individualisten, Abenteurer und Naturmenschen ganz gleich welcher Altersgruppe. Sie möchten ganz nah an der Natur sein, am liebsten ohne viel Menschenkontakt und um genau das zu erreichen, müssen sie mobil abseits reisen.

Welches Gefährt ist für Norwegen ideal?

Diesen Eindruck bestätigen die auffallend vielen Wohnmobile, Kleinbusse und umgebaute Autos auf den Straßen. Die Straßen sind gut ausgebaut, das passt.

Eher seltener begegnet man diesen XXL-Wohnwagen. Und begegnet man ihnen schüttelt man den Kopf: viel zu sperrig. Man bleibt eher auf den breiten Straßen mit ihnen. Unser Anhänger dagegen funktioniert noch, er bekommt buchstäblich die Kurve. Vinni Bomba ist aber auch sehr schmal und sehr kurz, braucht nicht mal separate Seitenspiegel, weil er nicht breiter ist als unser Volvo. Da er nichts wiegt vergessen wir ihn gelegentlich sogar und erschrecken beim Blick in den Rückspiegel, weil da jemand so nah auffährt.

Idealer, weil kompakter, bleibt in Norwegen dennoch der Kleinbus mit Hubdach. Er gibt die maximale Freiheit in Kombination mit Unterkunft, schafft es auf jeder Straße und durch jeden Tunnel, Wendemanöver wären kein Problem. Nicht zu empfehlen sind Wohnmobile mit hohen Aufbauten, da der ein oder andere Tunnel doch etwas enger ausfällt. Man muss hierzu die Routen genauer planen.

Hotel, Campingplatz, Hytter oder Stellplatz nach Jedermannsrecht?

Die Infrastruktur an CamHytterpingplätzen ist sehr gut ausgebaut. Man findet sie überall bis in den entlegensten Winkel. Sie sind schlicht gehalten, aber sauber. Die meisten bieten Hütten zum Mieten an. Natürlich kann man fast überall auch kostenlos am Wegesrand für die Nacht stehen bleiben, aber das ist gar nicht so nötig, weil die Campingplätze ein paar entscheidende Vorzüge haben.

  • sie kosten verhältnismäßig nicht viel (450 NOK – 650 NOK)
    für Umrechnungsfaule: einfach durch 10 teilen = 45 € – 65 €
  • sie haben gute Toiletten und Duschen und ggf. eine Möglichkeit zu essen
  • das wichtigste jedoch: sie stehen an den wirklich schönsten Plätzen!

Möchte man also wissen, wo es was Superinteressantes zu entdecken gibt, kann man sich einfach an den Lagen der Campingplätze orientieren, sie weisen den Weg.

Hotels gibt es ebenfalls mehr oder weniger überall, aber sie sind unerhört teuer. Und gar nicht mal die Schönsten.

Übrigens: denkt nicht an weiße Müllburgen, wenn wir von Campingplätzen reden. Sie fügen sich nahtlos in die Natur ein und legen äußersten Wert auf Sauberkeit und Anpassung an die Natur.

Baustellen: muss man erlebt haben

…weil: es gibt sie kaum. Warum nicht? Weil auf ihnen gearbeitet wird, und zwar so lange und konzentriert, bis die Baustelle fertig ist. In der Zwischenzeit sorgen freundliche Mitarbeiter/innen vor Ort dafür, dass man möglichst zügig und eindeutig navigiert an ihr vorbei geleitet wird, teilweise fahren sie sogar vorweg, so dass es keine Staus gibt. Wir sind sprachlos ob so viel professioneller Organisation und schauen ein bisschen beschämt und verärgert auf Deutschlands Hobbybaustellen, wo Autobahnen aufgerissen werden und 10 Jahre lang keine Menschenseele mehr aufkreuzt um sie zu schließen.

Land der Tunnel

Norwegen hat ausgesprochen viele aber auch gut ausgebaute Tunnel und jeder ist für sich ein halbes Kunstwerk. Hier hat man in den vergangenen Jahren ganze Arbeit geleistet, so dass uns der mit 24,5 km längste Straßentunnel der Welt bei Laerdal durch eine intergalaktische Erfahrung führt. Spaceblaue Beleuchtung mit irrisierenden Farbspielen (sind sie eigentlich epileptikergeeignet?), bunte Kreisverkehre mitten im Tunnel… Es lenkt jedenfalls davon ab, dass man durch den Bauch eines emotionslosen Steinkoloss fährt. Hätte man am unscheinbaren Eingang so nicht erwartet.

Preise

Ja, Norwegen ist legendär teuer. Die Norweger selber verdienen als Ölnation aber auch überproportional gut, so dass es für sie überwiegend funktioniert. Der arme Nachbarländer dagegen schielt mitunter durch verheulte Augen ins Portemonnaie auf der Suche nach Restgeld. Was genau ist so teuer in Norwegen? Naja, alles irgendwie. Benzin, Nahrung, Kaffee und Kuchen, Kleidung, Fisch. Fisch??? Naiverweise dachten wir, dass Norwegen quasi aus Fisch besteht und uns der Lachs an jeder Straßen- oder Fjordecke angeboten wird. In Wahrheit aber mussten wir ihn suchen. Man braucht schon eine Angel mit Erlaubnis, um an fangfrischen Fisch zu kommen. Der Rest der Leute muss sich im Supermarkt umsehen. Im KIWI-Markt findet man in der Regel den besten. Der Norweger selbst hat halt diese Angel. Tja…

Essen

Wie schon gesagt: Fisch is nisch. Die übrigen kulinarischen Fähigkeiten Norwegens kommentieren wir mit einem unaufgeregten Schulterzucken. Wir wissen es einfach nicht. Weil Essengehen viel zu teuer ist haben wir überwiegend selbst gekocht. Die Zutaten stammen aus dem (meistens minikleinen) Supermarkt und der war in aller Regel keine Erleuchtung in Sachen „muss ich mal gekauft haben“. Der KIWI ist mitunter etwas größer und damit gibt es mehr Auswahl an Frisch und Fisch und Fleisch. Aber eben nichts wirklich so Besonderes, das man nicht auch in Deutschland finden würde. Vielleicht aber müssen wir das auch nur noch mal gründlicher eruieren gehen?

Wetter-App

Könnt Ihr nutzen, ist aber sinnfrei. Das Wetter ändert sich alle 10 Minuten, da kommt auch die schnellste App nicht mit. Am besten rausgehen, nach oben gucken und es nehmen wie es ist.

Do NOT!

Hei, auch wenn du es gewohnt bist, die Regeln im deutschen Verkehr mal ein bisschen zu dehnen: tus nicht! Die Norweger stehen überhaupt nicht auf Regelbruch. Manche sagen, der Norweger sei zu reglementiert. Fakt ist, am Ende bezahlst DU die saftigsten aller Strafzettel! Im Gegenzug gewinnst du bei Befolgen der Regeln einen herrlich entspannten Straßenverkehr, funktionierende Infrastrukturen, reibungslose Abläufe und gelassene Menschen.

Finger weg auch von Alkohol am Steuer und wenns nur ein Schluck vom Glas ist. Böse. Böse Rechnung. Zu Recht. Solltest du Hanf konsumieren und dir was für den Eigengebrauch mitbringen wollen: überweise uns die 500 € doch einfach direkt, damit wir davon noch mal Urlaub machen gehen können (haben wir erzählt bekommen).

Übrigens: es gibt klare Mengenvorgaben bei der Mitnahme/Einfuhr von Alkohol oder Zigaretten. Informiere dich vorher genau, es erspart dir einiges an Ärger und Kosten.

Häuser bei LaerdalSooo schön!

…sind all die vielen bunten Holzhäuser. Klar, rot überwiegt, aber geht z.B. mal nach Laerdal rein und zählt die Farbkombinationen der Häuser dort. Wer, wie Sandra, im Baumarkt mit feuchten Augen vor den Farbtafeln stehen kann, wird diesen Ort nicht mehr freiwillig verlassen.

Wasserfälle

Wasserfallso viele, so tosend tief, beinahe nebenbei überall…. Hinfahren, gucken, nicht glauben. Fast gewöhnt man sich an den Anblick und die Tatsache, dann aber sperrt es dir doch wieder den Mund auf, weil du auf noch ein spektakuläreres Exemplar gestoßen bist. Nimms einfach, wie es ist… so sieht in Norwegen natürlich gewachsene Wasserverschwendung aus.

Kurios

…sind mitunter die Asiaten, denen der Respekt vor Höhe bzw. Tiefe gänzlich abzugehen scheint. Fürs noch spektakulärere Selfie klettern sie immer wieder hinter Absperrungen zu Wasserfällen und ignorieren geflissentlich die starken Windböen, die sie problemlos die 500m hinabschubsen könnten.

Elche und Rentiere

Ja, wir hätten auch gerne welche gesehen, aber so viel Glück auf einmal war gerade nicht zur Hand, denn es ist ein Glücksfall. Überhaupt: wie schnell hintereinander wir Elche und Rentiere in einem Atemzug nennen, als lebten sie im selben Rudel. Dabei sind ihre Reviere „klar“ von einander abgegrenzt. Ganz oben, da wo es schneit, da leben die Rentiere. Darunter, wo der Schnee aufhört, beginnt der Lebensraum der Elche. Kuscheln kann und sollte man mit ihnen übrigens eher nicht.

PS: Gemein!

Kaum, dass wir zurück sind, fahren Bekannte nach Norwegen und berichten von strahlender Sonne in Bergen (in dieser Stadt mit den meisten Regenstunden!), von Sonne in den Fjorden, es folgen Fotos im T-Shirt, Touren im Paddelboot und Badeanzug. Gemein? Für uns ja, aber so was von…! Denn kaum, dass wir zurück in Köln sind, beginnt nach 3 Wochen Kölner Hochsommer die Schlechtwetterperiode, die nahtlos in den Herbst übergeht. Wie sollen wir das finden? GEMEIN natürlich!

Fest steht: im Juni stehen die Chance auf Sonne gut, aber nicht für jeden.

PPS: Noch mal…

OK, Sandra war diesmal ungewohnt empfindlich gegenüber dem Wetter. Weil Norwegen aber immer noch die Magie für sich gepachtet hat, werden wir wiederkommen. Es gibt noch viel zu viel zu entdecken. Die Norweger zum Beispiel.