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Entmenschlichung und Größe… und wie es dann weiterging.
Oktober 2023:
Was ist los mit der Menschheit? Abgesehen von all dem anderen Wahnsinn unserer Tage, all den fürchterlichen Kriegen, dem Hass, in den sozialen Medien und im täglichen Leben, all der Intoleranz gegenüber den Meinungen und Perspektiven anderer, der Unfähigkeit der heutigen Gesellschaften zur Debatte und zur konsensualen Lösung akuter Probleme…
… rennen jetzt auch noch angebliche Freiheitskämpfer bis an die Zähne bewaffnet durch zivile Ortschaften und massakrieren hunderte von Babies, Kindern, Jugendlichen, Frauen und Alten!?
Haben wir den Verstand verloren? Sind wir dabei uns selbst zu entmenschlichen? Sind die Terroristen der Hamas bereits so weit, wenn sie Israelis nicht mehr als Menschen ansehen, sondern nur noch als Ungeziefer, das es auszurotten gilt?
Ja, das sind sie offensichtlich! Und andere tanzen dazu und freuen sich!
Ich habe Angst um unsere Spezies! Wir müssen sofort damit aufhören!
Ich weiß, dass ich nicht unmittelbar betroffen bin und eigentlich nicht mitreden darf (als Mensch darf ich es aber dennoch), dass ich keine Ahnung um die tiefen Wurzeln all dieser Entwicklungen habe, dass ich naiv und unerfahren bin und dass es sich für die direkt betroffenen Opfer in Israel wie eine monströse Ohrfeige anfühlen muss.
Aber…
Was, wenn wir jetzt nicht auf Rache sinnen? Was, wenn wir jetzt dafür sorgen, dass Leben gerettet und nicht ausgelöscht werden? Was, wenn wir jetzt über uns selbst hinauswachsen? Wenn wir uns selbst ermächtigen den nächsten Schritt in unserer Entwicklung zu gehen? Wenn wir lernen zu vergeben, das Schlimmste des Schlimmsten, zur Rettung der Menschheit, der Menschlichkeit!
Ich muss dieser Tage oft an einen französischen Vater denken, dessen Tochter im Bataclan ermordet wurde. Er schrieb, dass die Terroristen seinen Hass nicht bekämen! Und dass er ihnen vergebe! Was für eine mächtige Aussage! Dieser Mann und Menschen, die es ihm nachtun sind unsere Rettung!
Ich habe keine Ahnung, ob ich auch nur einen Bruchteil dieser Stärke aufbrächte, wäre eines meiner Kinder im Bataclan oder in Israel auf diese Weise gestorben.
Aber…
Was, wenn Israel jetzt die Freilassung der Geiseln verlangen und im Gegenzug ernsthafte Verhandlungen anbieten würde? Einfach so! Wie verrückt wäre das! Und wie mutig! Und mächtig! Und wie groß!
Wir müssen wachsen!!!
Mai 2024:
Das schrieb ich im Oktober des letzten Jahres.
Heute schreiben wir den 21.05.2024 und die Menschheit ist nicht gewachsen. Im Gegenteil: Sie hat sich verzwergt, im allerschlimmsten Sinne! Die israelische Regierung hat beschlossen, einen Vernichtungskrieg (ja, ich benutze diesen bis zur Unkenntlichkeit zerkauten, manipulativen Begriff ganz bewusst, denn nichts anderes ist es) gegen die Hamas zu führen und kein Preis erscheint zu hoch, das gesteckte Ziel zu erreichen.
Am gestrigen Tage nun hat der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs der UN einen Haftbefehl gegen den israelischen Ministerpräsidenten und seinen Verteidigungsminister wegen des Verdachts der Begehung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beantragt, genauso wie gegen die drei höchsten Schergen der Hamas. Und das völlig zu Recht! Es sei die Pressekonferenz des Chefanklägers Karim Ahmad Khan anempfohlen. Danach ist klar warum! Und ich ganz persönlich glaube dem Vertreter des höchsten UN-Strafgerichts eher als einer Kriegspartei oder deren Verbündeten. 100fach mehr!
In Israel entfesselt sich ein Zeter und Mordio der betroffenen Protagonisten, dass der Trotzabwehr von Kindergartenkindern nicht würdig wäre. Der Chefankläger des ISTGH wird auf eine Stufe mit schlimmsten Antisemiten und Nazi-Richtern gehoben und auf das Ungebührlichste beschimpft und verleumdet.
Das Einzige jedoch, das die Protagonisten hierdurch in vortrefflicher Weise erreichen, ist die eigene Diskreditierung. Und ganz nebenbei bestätigen sie, was sie sind: Straftäter, die auch vor den Tatbeständen der Beleidigung und Verleumdung nicht zurückschrecken.
Und die Verbündeten, die anstatt einem guten Freund klarzumachen, dass er vollends vom rechten Weg abgekommen ist, in das Wehklagen ob der ach so ungerechten, ja beschämenden Entscheidung des Chefanklägers des ISTGH einstimmen, argumentieren im besten Fall damit, dass man Vertreter der Hamas und der israelischen Regierung nicht gleichsetzen könne.
Doch, das kann man, ja das muss man sogar!
Denn zum einen, und genau das führt der Chefankläger des ISTGH absolut zu Recht aus, haben beide Parteien offensichtlich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegangen und es ist vollkommen und gänzlich unerheblich, welche Motivation diesen Verbrechen zu Grunde liegt, da sie von beiden Seiten an vollständig unschuldigen Zivilisten (insbesondere Frauen und Kindern, ja sogar Säuglingen) verübt worden sind und nach wie vor verübt werden!
Zum anderen, und an dieser Stelle widerspreche ich der israelischen Regierung ebenso energisch wie der US-amerikanischen und der deutschen Regierung, ist es nicht Unrecht, die beschuldigten israelischen Regierungsvertreter in einem Atemzug mit den beschuldigten Schergen der Hamas zu nennen. Im Gegenteil: Es ist geradezu eine Notwendigkeit dies zu tun. Denn im Gegensatz zu den Hamas Schergen, bei denen es sich offensichtlich um niederträchtige Terroristen handelt, von denen nach der bisherigen Erfahrung nicht viel mehr als die Verübung abscheulichster Verbrechen erwartet werden kann, handelt es sich bei den weiteren Beschuldigten um die legitimen, demokratisch gewählten Vertreter einer westlichen Regierung! Was zum Teufel reitet diese Menschen, sich auf eben genau das Niveau zu begeben, das die Hamas vorlebt (rhetorische Frage)?
Völlig zu Recht werden diese Männer nun zur Rechenschaft gezogen!
Und nein: ich glaube nicht, dass die Gerichte oder sonst wer in Israel die vorbeschriebenen Sachverhalte angemessen aufarbeiten wird.
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