autsch, mein Kind wird 18
Eine schwierige Momentaufnahme
Mein Kind loslassen… kann ich. Man lernt es im Laufe der Jahre, immer ein Stückchen mehr. Das erste Mal alleine zur Schule gehen lassen, das erste Mal alleine im Zug fahren lassen, die erste Party in der Stadt, das erste Mal mit „Ende offen“, das erste Mal … gibt es oft. Man gewöhnt sich wirklich an die wachsenden Unabhängigkeiten, die für mich als Mutter zwar jedes Mal auch mit neuen Ängsten einhergingen, an die ich mich aber gewöhnen, die ich loslassen konnte.
Aber jetzt gerade tut es richtig weh. Obwohl ich es seit 18 Jahren ahne, meine Tochter wird tatsächlich 18! Ihre Schulzeit geht zu Ende. Die SCHULZEIT! Dieses Ding, das Begleitsymbol für Kindheit und Jugend ist…
Mir zieht es die Füße weg. Als käme es unvorbereitet ist die Kindheit meiner Tochter vorbei, ich fühle mich mit einem Mal steinalt. Wenn schon mein kleines Baby nicht mehr zu Schule muss… die grauen Strähnchen auf meinem Kopf bekommen eine ganz andere Bedeutung. Sie schubsen mich in die nächste Generation. Bisher war ihre Kindheit wie eine Schutzzone vor dem Wahrnehmen des Älterwerdens. Jetzt gerade ist sie weg.
Wie ein Magnet zieht die Erkenntnis Rückblenden an „habe ich ihre Kindheit gut hingekriegt?“ „Ist sie stabil fürs Leben geraten?“ „Gibt es etwas, das ich versäumt habe zu tun, zu sagen, zu sehen?“ „Habe ich zuviel gearbeitet?“ Mir fallen dutzende Versäumnisse ein, sie wiegen jetzt besonders schwer. Das Wort „vorbei“ hat etwas Gnadenloses, es hat was von „es ist nicht mehr gutzumachen oder nachzuholen“.
Ich möchte in ihr Zimmer laufen, sie in den Arm nehmen, eilig aufholen, was ich vielleicht verpasst habe, mir vergegenwärtigen, wie sich ihr Körper in meinem Arm anfühlt, bevor…
…sie raus in die Welt stürmt, voller Erlebensdrang, den Blick nach vorne gerichtet. Ich will sie festhalten, sie und alles festhalten. Loslassen? Ich fühle mich gerade wie eine Ertrinkende. Nie hätte ich gedacht, dass mich das mal so umhauen würde, wo ich doch zu denen gehöre, die ihrem Kind nicht nur das Recht auf eigene Erfahrungen zugesteht sondern es eher noch aktiv zum Zug in die große weite Welt ermutigt als es davon zurückzuhalten.
Ist mir aber gerade zu groß, die weite Welt. Der Abschnitt, der Abschied fällt mir gerade in diesem Moment sehr schwer. Ich werde mich daran gewöhnen. Bis ich bereit bin für die nächste Etappe ihres und meines Lebens. Fest steht: alles verändert sich und das… ist eigentlich auch wirklich gut so.
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