Die Welt ist ein Leasingfahrzeug

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Greta, ich muss gerade mal nachdenken

Es ist schwer. Die Vernunft weiß genau, worum es geht, aber die Gewohnheit, das Vertraute, das Bequeme… es ist stärker. Die Verdrängung fällt leicht angesichts der Tatsache, wie groß die Aufgabe ist, solange wir noch versuchen, lieber eine andere Aufgabe haben zu wollen.

Ich rede vom Schutz unseres Lebensraums. Vom Schutz unserer Welt, wie wir sie erst wieder kennenlernen müssen.

Es plätschert langsam ins Bewusstsein durch, dass wir z.B. Unmengen zuviel an Plastik produzieren und wo es landet und was es dort mit den Lebewesen – zu denen wir auch gehören – macht. Aber eigentlich wissen wir schon sehr viele Jahrzehnte länger, dass Plastikmüll nicht witzig ist.

Wir wissen, dass weißes Klopapier genauso farbig ist wie buntes Klopapier und diese Zusätze in unsere Flüsse entsorgt werden.

Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich als Kind manchmal dankbar für praktische Neuerungen war, die einem den Alltag etwas erleichtern oder praktische Lösungen für bestimmte Situationen boten, wie z.B. eine kleine Trinkpackung zum Wegschmeißen für den Schulausflug, wo ich vorher von Anfang bis Ende eine Glasflasche mitschleppen musste.

Seit meiner Kindheit gibt es jeden Tag mehr und mehr an lebenserleichternden Ideen, man gewöhnt sich dran, und zwar so sehr, dass es schon fast in Lebensunfähigkeit mündet. Aber, daran halte ich mich hoch: ich kannte es noch anders… und dass es anders auch ging. Ohne das und das und das und das.

Auch unser geliebtes Billig-Fliegen, wir wissen, dass es eine Todsünde ist.

Wir wissen so viel und können doch nicht anders, als sehenden Auges ins Ende unserer Welt zu steuern. Weil…

  • ach, die Wirtschaft
  • ach, die Politik
  • ach, die Umsatzzahlen
  • ach, die Arbeitsplätze
  • ach, es macht eh nicht jeder mit
  • ach, da kann man nichts machen
  • ach, das ist eigentlich doch nur Übertreibung
  • ach, es ist so schade, aber es muss leider alles beim Alten bleiben, auch, wenn das unseren Untergang bedeutet.

So sieht´s in unseren Köpfen aus.

Ohne Fußboden brauchen wir auch keinen Teppich

Die Vernunft schreit sich die Kehle wund und rauft sich die imaginären Haare vor himmelschreiender Logikverachtung. „Hallo? Ohne Welt brauchen wir auch keine Wirtschaft! Ganz einfache Rechnung! Glasklare Prioritätenordnung, was gibt es da zu überlegen oder gar zu diskutieren? Ohne Fußboden brauchst Du keinen Teppich, scheißegal, wie wichtig der Teppich ist. Also Stopp! Jetzt! Durchatmen, akzeptieren, Adé sagen zum gewohnten Lebensbequemlichkeitswandel und neu leben! Das ist doch wohl möglich. Wir konnten es sogar schon probieren, früher. Geht.

He, doch, du kaufst die Plastikflasche jetzt nicht. Nein, du brauchst kein neues Auto, weil das jetzige noch fährt. Fleisch – so lecker, aber es ist alles zu viel zu viel und die Viehhaltung pupst uns das Dach weg. Wir BRAUCHEN kein Fleisch. Wir lieben es nur. Aber das können wir uns nicht mehr leisten und deshalb müssen wir es loslassen.

Kündigungsgrund

Drauf geschissen, dass die Schul-Freitage für Demos genutzt werden. Nicht nachvollziehbar, dass Lehrende das als Schwänzen bestrafen, statt jetzt mal echt was zu lernen. Sie könnten so wunderbar ihr theoretisches Wissen beisteuern und gemeinsam überlegen, wie das kenternde Boot wieder aufgerichtet werden könnte. Und dann losziehen, aktiv danach zu handeln – IN DER SCHULZEIT! Wann sonst? Besser kann man Bildung nicht vermitteln.

Aber darauf zu bestehen, dass gefälligst alles wie gehabt bleibt und Reflektion in die Freizeitgestaltung gehört und nicht ins Pflichtprogramm, ist blanker Hohn und in meinen Augen ein sofortiger Kündigungsgrund für eben jene Lehrende. Es sind ignorante Menschen und entsprechen damit nicht dem Berufsbild des Lehrenden, des Vorbildes, das für mich unbedingt mit Weitsicht verknüpft ist. Warum haben sie selbst nicht schon längst eine Lehrer-Demo organisiert, und zwar jeden Montag zur Schulzeit, um die Kraft des Wandels und des Sichwandelnkönnens zu verstärken?

Aber dieses „Aber“…. Jetzt wieder vor meinen eigenen Tür: Endlich kann auch ich mal wegfliegen, was ich früher nie konnte mangels Masse. Es fällt so schwer, weiterhin darauf zu verzichten. Ich beruhige mein Gewissen mit CO2-Ausgleichszahlungen. Und fliege dieses Jahr gleich schon wieder in die USA.

Oder doch?

Allerdings gibt es einen Gedanken, der mir ausnahmsweise mal wirklich hilft, die Augen aufzureißen.

Meine Tochter, sie liebe ich von ganzem Herzen. Sie möchte gerne Kinder haben, es ist altersmäßig nicht mehr unrealistisch, ich liebe ihre Kinder jetzt schon. Und diese meine sog. Enkel wollen vielleicht auch Kinder, mensch, ich freue mich so für sie. Aber unsere Welt wird in nur 100 Jahren schon gewaltig nicht mehr die sein, in der wir uns jetzt noch wohlfühlen. Was bedeutet: die Kinder meiner Tochter, die ich jetzt schon liebe, dürfen nicht mehr in einem schönen Leben leben. Wir übergeben ihnen eine heruntergerockte Lebensgrundlage, während alles in mir „ihnen ein Wunderschloß bauen möchte“.

Andere Sichtweise erzeugt andere Lebensweise

Ich stelle mir vor, DAS wäre die Wahrheit: Meine Tochter hat mir die Welt persönlich geliehen, in die sie geboren wird. Ich bin also dafür verantwortlich, ihr die Erde in dem Zustand zurückzugeben, wie sie lebenswert ist. Und sie leiht sich die Erde ihrerseits von ihren Kindern, verantwortlich für eine saubere Rückgabe.

Ich DARF gar nicht machen was ich will, weil es nicht mein Eigentum ist, und ich von jemandem leihe, den ich unter gar keinen Umständen schaden will! Im Gegenteil. Ich möchte ihr was schenken und noch eine große Freude dazu machen als Dankeschön: ich möchte die Welt mit einem Blümchen zurückgeben.

Unsere Welt ist ein Leasingfahrzeug

Für eher Nüchterne gesprochen:

Wir fahren alle kein eigenes Auto sondern nur ein Leasingfahrzeug, das bei Rückgabe auf mögliche Mängel überprüft wird.

In Wahrheit ist DAS die Wahrheit!

Wie leichtsinnig, das Auto zu verbeulen und mit Motorschaden zurückzugeben. DAS wird teuer, sag ich Euch! Aber das wisst Ihr selbst, richtig?!

Ich weiß, dass ich der Welt meines Kindes schade. Will ich nicht. Ich ziehe die Notbremse. Nützt ja nichts, man muss den Anfang machen.

Doch unter den Umständen… was macht das schon angesichts des echten, tiefen Herzenswunsches, meine Leihgabe nicht mit verschämten Blick zurückgeben zu müssen…


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